Religionen engagieren sich in Darmstadt gegen Rassismus

Religionen engagieren sich in Darmstadt gegen Rassismus

Aleviten, Christen, Juden und Muslime besuchen sich gegenseitig bei religiösen Feiern. Den Abschluss der zentralen Feiern im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus bildet am Sonntag ein Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche.

Mit einer nicht alltäglichen Ouvertüre hat am Freitag das Mittagsgebet in der Emir-Sultan-Moschee in Darmstadt begonnen: Bevor Imam Muammer Gündogan zum Gebet rief, durften mit Daniel Neumann, Ulrike Schmidt-Hesse und Aiman Mazyek drei Repräsentant:innen der jüdischen, christlichen und muslimischen Gemeinden kurze Ansprachen an die Gläubigen richten. Auch Hessens Integrationsminister Kai Klose (Grüne) sprach ein digitales Grußwort.

 

Internationale Wochen gegen Rassismus: Zentrale Feiern in Darmstadt

Anlass für die interreligiöse Begegnung waren die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die die in Darmstadt ansässige Stiftung gegen Rassismus und das Abrahamische Forum in Deutschland noch bis 28. März veranstalten und an denen sich bundesweit mehr als 1700 Moscheegemeinden beteiligen. Die deutschlandweit zentralen religiösen Feiern fanden und finden in diesem Jahr in Darmstadt statt. Bereits am Donnerstagabend hatten sich zum ersten Mal auch die alevitischen Gemeinden an den Feiern beteiligt.

Klose sagte mit Verweis auch auf die rassistischen Attentate von Hanau: „Wir sind nicht wehrlos, wenn wir zusammenstehen und Gesicht zeigen.“ Die gegenseitigen Besuche und Feiern bezeichnete er als „starkes interreligiöses Signal für eine offene Gesellschaft und gegen Ausgrenzung“.

 

„Rassismus und Gewalt ist mit religiösen Werten nicht vereinbar“

Stiftungsvorstand Jürgen Micksch äußerte, Intention der Begegnungen sei es, zur Überwindung von Vorurteilen und Rassismus beizutragen. Die Religionsgemeinschaften wollten damit auch zum Ausdruck bringen, dass „Rassismus und Gewalt mit religiösen Werten nicht vereinbar“ seien.

Daniel Neumann, der Direktor des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen, erinnerte mit bewegten Worten an mehrere islamfeindlich, antisemitisch und rassistisch motivierte Anschläge in den vergangenen Jahren. Wenn rassistische Ideologien die Gehirne von Menschen vergifteten, gelte es, „Schulter an Schulter und Seit’ an Seit’ zusammenstehen“. „Wir sind mehr und uns eint mehr als uns trennt.“ Letztlich stehe „hinter jedem Kopftuch und unter jeder Kippa ein Mensch mit Hoffnungen, Erwartungen und Träumen“, so Neumann.

„„Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“

Ulrike Schmidt-Hesse, die Dekanin des evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt, sagte, in Südhessen gebe es „einen guten Boden“ für den interreligiösen Dialog. Auch Minister Klose würdigte, dass in und um Darmstadt auch durch die Stiftung gegen Rassismus „starke Zeichen“ für den interreligiösen und interkulturellen Diskurs gesetzt würden. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch, „Stimmungsmachern von Rechtsaußen als Gemeinschaft entgegenzutreten“, sagte Klose.

Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, erinnerte daran, dass Rassismus meist mit Worten beginne und dann in Gewalt, Leid und Tod münde. „Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, äußerte Mazyek.

Zum Abschluss Gottesdienst in der Stadtkirche in Darmstadt

Nach einem gemeinsamen Sabbatgebet, das am Freitagabend in der Darmstädter Synagoge stattfand, beginnt am Sonntag um 10 Uhr zum Abschluss der zentralen und interreligiös gestalteten Feiern ein Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche in Darmstadt.

Die Predigt hält der evangelische Kirchenpräsident Volker Jung. Auch hier werden jüdische und muslimische Gäste Ansprachen halten. Der Gottesdienst wird live über den Youtube-Kanal des evangelischen Dekanats Darmstadt-Stadt übertragen.

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